UTOPOLIS MANNHEIM

DIE UNSICHTBARE STADT

Ein Mitmachprojekt macht das Quartier Herzogenried neu sichtbar. Geschichten von Bewohnern werden zu einem Netzwerk verknüpft, das am 17. August beim Richtfest der WERKSTATT MULTIHALLE vorgestellt wird. Wir haben den Initiator Karsten Michael Drohsel und die Projektleiterinen Jennifer Yeboah und Monika Schleicher zum Interview getroffen.

 

Was ist die Idee hinter dem Projekt Utopolis?

Karsten Michael Drohsel: Utopolis ist eine Stadt, die (noch) unsichtbar ist. Eine Stadt in unseren Köpfen, die sichtbar gemacht werden muss, damit sich Menschen in diese Stadt einbringen können, um die gemeinsam erwünschte Utopie zum Leben zu erwecken.

Und was hat das mit dem Quartier Herzogenried zu tun?

Karsten Michael Drohsel: Ein Wohnquartier wie das Herzogenried ist ein riesiger Speicher an Gelebtem und Erlebtem, durchkreuzt und aufgefüllt mit Geschichte und Geschichten von den Menschen, die hier leben. Diese Geschichten, die sich unsichtbar durchs Quartier schlängeln bilden Netzwerke und somit auch Knoten und Verbindungen. Das wollen wir in Form eines Netzwerks aus Fäden sichtbar machen.

Also ein echtes Netzwerk, das aus Fäden geknüpft wird?

Karsten Michael Drohsel: Ja, denn mich fasziniert die Idee des Multihalle-Architekten Frei Otto von „Denken in Modellen“ und Architektur als Symbol für die offene Gesellschaft. Unser Projekt verwandelt diese Idee zum „Denken mit den Händen.“ Eine Baukonstruktion wie die Multihalle muss tragfähig sein – ebenso ist es mit der Konstruktion der Gemeinschaft in einem Wohnquartier. Wenn Sie so wollen, kommt durch unser Projekt zur Baustatik der Multihalle die soziale Statik des Herzogenried dazu.

Und wie wird das Projekt in die Praxis umgesetzt?

Monika Schleicher: Karsten Michael Drohsel hat sich das Projekt ausgedacht, und Jennifer Yeboah vom Quartiermanagement Herzogenried und ich setzen es im Quartier in die Tat um. Das macht Sinn, weil wir vor Ort das Potential des Projekts erkennen und es an unsere Bedarfe anpassen und es uns aneignen. In der Praxis fragen wir Leute aus dem Herzogenried nach einem für sie ganz wichtigen oder dem wichtigsten Datum in ihrem Leben. Dieses wird auf einer Teilnahmekarte vermerkt, ebenso die Geschichte, die hinter diesem Datum steht. So wecken wir bei den Menschen das Interesse, sich mit diesen Geschichten und somit den Nachbar*innen im Quartier zu beschäftigen.
Jennifer Yeboah: Wir haben unterschiedlichste Leute auf der Straße, in Vereinen oder auch mal auf Festen angesprochen und viele Gespräche geführt. So konnten wir Stück für Stück, und Faden für Faden, in unser Netzwerk einfügen.

Also ein großes Mitmach-Projekt für alle?

Monika Schleicher: Ja, mit dem Mitmachprojekt Utopolis soll das Netzwerk, das an vielen Stellen schon in Form von Fragmenten existiert, sichtbar, erlebbar und spürbar werden. Das Projekt soll Anlässe schaffen, Menschen zusammen und in Austausch zu bringen, um die losen Fäden zu verknüpfen und die Stränge zu einer starken Gemeinschaft zu vernetzen.

Und wann wird dieses Netz sichtbar werden?

Jennifer Yeboah: Die ersten Teile des Netzwerks sind schon sichtbar – in der aktuellen Austellung „BUGA´75 – Ein Fest verändert die Stadt“ im Marchivum. Dort können die Daten angesehen und bald auch die Geschichten dazu gelesen werden. Alle Einreichungen werden darüber hinaus auch auf der Instagram-Seite dokumentiert und können dort eingesehen werden.

Und welche Rolle spielt die Multihalle?

Karsten Michael Drohsel: Beim großen Richtfest der Sommerakademie WERKSTATT MULTIHALLE am 17. August wird das bis dahin gesammelte und verknüpfte Netzwerk zwischen einer Baumgruppe im Herzogenried-Park aufgespannt und das gesamte Projekt noch mal präsentiert.

Da dieses Netz ja ein Pendant zur Baukonstruktion der Multihalle ist, finden an diesem Tag dann auch Veranstaltungen darunter statt. So wird die grundlegende Idee der Multihalle, ein Dach für eine Gesellschaft zu bilden, die darunter zur Gemeinschaft werden kann, ganz im Sinne Frei Ottos sichtbar und erlebbar.

www.utopolis.net
https://www.facebook.com/Utopolis-Die-unsichtbare-Stadt-360580091329092/
https://www.instagram.com/utopolisprojekt/

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