Das Zusammenleben feiern

Co-Creating Home – Abschluss der Sommerakademie
WERKSTATT MULTIHALLE

Studierende aus aller Welt haben in der Multihalle Architektur für das Zusammenleben in der Stadt entworfen.
Diese mobilen „Stadtmöbel“ dürfen nun entdeckt und benutzt werden.

Unter dem Motto „Co-Creating Home“ haben über 50 Studierende aus aller Welt die Mannheimer Multihalle zu einer Werkstatt für (Wohn-)Räume der Zukunft verwandelt. Zwei Wochen lang haben sie unter dem Dach der Halle gemeinsam gelebt und ein Ensemble mobiler Architekturen entwickelt. Diese „Stadtmöbel“ bilden jetzt einen interaktiven öffentlichen Raum im Park und sind der Stadt Mannheim und ihren Bewohnern zur Nutzung übergeben worden.

Das Thema der Sommerakademie WERKSTATT MULTIHALLE war das Zusammenleben in Städten. Die Aufgabe der Studierenden war es, modulare (Wohn-) Räume für die Stadtgesellschaft der Zukunft zu entwickeln.

Von der Idee zur Realität: Beim Richtfest am 17. August 2019 wurden mobile Architekturen präsentiert, die in mehreren Projekt-Arbeitsgruppen entstanden sind.

Das Zusammenleben feiern

Studierende unterschiedlicher kultureller Herkunft aus Ländern wie Chile, Israel Holland und Deutschland haben gemeinsam an der Gestaltung und Konstruktion mobiler Architekturen gearbeitet – um damit auch die kulturelle Diversität der Stadt Mannheim zu feiern. Europäische Städte erleben eine zunehmende kulturelle Vielfalt. Einige sehen dies als Bedrohung, andere als Vorteil. Während in manchen Städten die gesellschaftliche Kluft zwischen verschiedenen Kulturen zunimmt, wird in Mannheim kulturelle Vielfalt gefördert und gelebt.

Un-Boxing

Viele alltägliche und kulturell beeinflusste Aktivitäten finden im privaten Umfeld statt: essen, reden, lernen, entspannen, schlafen. Doch ein privates Zuhause bildet eine geschlossene Umgebung. Eine Art Black Box, die für das Umfeld unsichtbar und unerreichbar ist.

Um gemeinsam ein Fest der kulturellen Vielfalt zu feiern, muss man jedoch die kulturellen Gewohnheiten der Nachbarn kennenlernen. Das Öffnen der privaten Black Box – das „Un-Boxing“– hat sich im Verlauf der zweiwöchigen Sommerakademie zur Kernidee des gesamten Projektes entwickelt. Ein Privathaus besteht aus Räumen mit bestimmten Funktionen: Küche, Schlafzimmer, Arbeitszimmer, Wohnzimmer. Was passiert, wenn diese Räume in einzelne, offen zugängliche Architekturen umgewandelt werden? Auf diese Weise entsteht eine Vielzahl von öffentlichen Räumen, die vor der Multihalle im Herzogenriedpark platziert, zu einem Ensemble öffentlicher „Bühnen“ werden.

Die mobilen Architekturen bieten allen Mannheimerinnen und Mannheimern die Möglichkeit, sie zu nutzen, mit ihnen zu spielen, mitzumachen, zu entdecken und mit eigenen Ideen und Aktivitäten zu experimentieren. Sie bieten im Herzogenriedpark die Möglichkeit zum kulturellen Austausch, zur Begegnung und zur Interaktion. Sie sind kreativ nutzbare „Bühnen“, um das urbane Zusammenleben der Zukunft zu feiern.

Für die offene Gesellschaft

Im Sinne des Architekten und Pritzker-Preisträgers Frei Otto ist die Multihalle ein Symbol für eine offene Gesellschaft. Die Studierende arbeiteten in der Multihalle zwei Wochen lang intensiv zusammen. Sie haben debattiert, wie wir als Gesellschaft zusammenleben wollen, welche Werte wir teilen und unter welchen Bedingungen sich urbane Gemeinschaften positiv entwickeln. Sie bildeten eine eigene offene „Mikrogesellschaft“. Sie arbeiteten nicht nur zusammen, sondern lebten auch zusammen, haben gemeinsam gekocht, gegessen, diskutiert, verhandelt und gefeiert. Die Teilnehmer brachten ihren eigenen kulturellen Hintergrund und ihre persönlichen Werte in die Diskussionen und den kreativen Entstehungsprozess ein. Diese intensive Interaktion führte zu gegenseitigem Verständnis und schließlich zu einer gemeinsamen Grundlage – die nun in Form der entstandenen mobilen Architekturen zu entdecken, zu nutzen und zu erleben ist.

Dieser Entwicklungsprozess unterstützt die Vision von der Multihalle als einem „Living Lab“: als öffentlichen Raum, in dem auch gesellschaftliche Reformen und Utopien diskutiert werden. Diese breite Herangehensweise an die Bedeutung des öffentlichen Raums für eine offene Gesellschaft ist zukünftig von großem Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Mannheim.

Neben der Erfahrung eines kreativen Co-Learning-Prozesses für die Studierenden diente die Sommerakademie der Entwicklung neuer Kooperationen der beteiligten Partner TU Berlin, FH Konstanz, Hochschule Darmstadt, UDK Berlin, Veldacademie Rotterdam, sowie der Stadt Mannheim und der Initiative Home not Shelter!

Die WERKSTATT MULTIHALLE war auch der Startschuss eines Formats, das die Stadt Mannheim zukünftig als FREI OTTO STUDY CENTER in Kooperation mit dem KIT Karlsruhe und vielen internationalen Universitäten betreiben wird. Es ist als eine wissenschaftliche Plattform geplant, in deren Fokus aktuelle Themen zu Gesellschaft, Urbanität, Wohnen, Nachhaltigkeit, Politik und Technologie stehen.

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