Poesie & Technik

Ohne Technik ist Architektur nicht denkbar, doch ohne Poesie ist sie nichts. Beides gelungen zusammen zu bringen, ist die große Herausforderung.

Dabei entsteht diese (unbewusste) Poesie auf ganz unterschiedliche Weise. Neben all dem Offensichtlichen ist es nicht zuletzt ausgefeilte Technik, die die Großartigkeit des kreativen Entwurfs real werden lässt. Das gilt auch für den Veranstaltungsort von „Poesie & Technik“ im Herzogenriedpark in Mannheim, der von Architekt und Pritzker Preisträger Frei Otto und Carlfried Mutschler entworfenen Multihalle.

Dazu Markus Müller, Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg, Vorsitzender des Kuratoriums des Vereins Multihalle e. V.:
„Die Multihalle ist ein Zeugnis eines Gesellschaftsverständnis der 1970er Jahre, wie auch die Bauwerke für die Olympischen Spiele 1972 in München. Gebäude einer jungen Demokratie, bei denen Transparenz und Offenheit gewagt wurde. Bei der Bundesgartenschau 1975 in Mannheim wie auch drei Jahre zuvor bei den Olympischen Spielen wurden entsprechende Räume für eine bunte Gesellschaft zelebriert. Die Planenden haben mit der Architektur experimentiert und die Grenzen des technisch Möglichen auf eine spielerische Art und Weise ausgelotet.
Ein Experiment ist auch die Revitalisierung des in die Jahre gekommenen Bauwerks. In einem Prozess mit allen Beteiligten wurde zunächst herausgefunden, wie damit umzugehen und später dafür eine adäquate Nutzung zu finden ist. Kreativ hat der Oberbürgermeister finanzielle Bundesfördermittel aufgetan. Neben monetärer Unterstützung ist die Wüstenrot Stiftung mit ihrem Knowhow und großer Leidenschaft in das Projekt „Multihalle“ eingestiegen. Gemeinsam versuchen wir entsprechend dem Geist seiner Entstehung das freie Denken und den Mut im Umgang mit dem Projekt beizubehalten.
Das gilt grundsätzlich für unsere Planungs- und Bauprozesse und den damit einhergehenden demokratischen Entscheidungsfindungen. Denn mit dem gewohnten Schubladendenken werden wir in unserer Gesellschaft die vielen grundsätzlichen Fragen nicht lösen. Das Experiment, von dem wir alle lernen werden, lohnt sich! Die Multihalle ist international als architektonisches Meisterwerk beachtet und alle Mühen sind es wert, der „schlafenden Schönheit“ das Weiterbestehen zu sichern – als ein gebautes Zeugnis der Poesie und Technik.“

Film: © Schöck GmbH

ARTIKEL TEILEN