Konkrete Ideen für die Zukunft
der Multihalle
Drei Preisträger und zwei Ankäufe beim internationalen
Ideenwettbewerb MULTIHALLE – DEMOCRATIC UMBRELLA
Welche Ideen und Visionen haben internationale Architekten für die Nutzung der Multihalle als offenen Raum für eine offene Gesellschaft im Sinne des Frei Otto’schen Denkens?
Mit dieser Fragestellung hat der Verein Multihalle Mannheim e.V. im Jahr 2018 mit dem Bund Deutscher Architekten BDA Baden-Württemberg und der IBA Heidelberg den internationalen Ideenwettbewerb „MULTIHALLE — DEMOCRATIC UMBRELLA” ausgelobt.
Unter Vorsitz von Peter Schmal, Direktor des Architekturmuseums Frankfurt und Prof. Georg Vrachliotis, Architekturtheoretiker am Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau in Karlsruhe, verständigte sich die Jury über die Leitlinien für die Entwicklung der Multihalle – und prämierte nach zweitägiger Sitzung gleich drei Erstplatzierte.
„Die Multihalle ist in den vergangenen drei Jahren zu einem Symbol für einen städtischen Transformationsprozess geworden“, sagt Mannheims Baubürgermeister Lothar Quast. „Das große Engagement, das sie generiert, macht es möglich, sie als Ort sozialer Interaktion, des kulturellen Engagements und der Partizipation im lokalen und internationalen Maßstab zu entwickeln.“
Die Architektur der Multihalle begeistert seit ihrer Erbauung im Jahr 1975. In jüngster Zeit werden immer mehr Architekten und Städteplaner aus aller Welt auf Mannheims bedeutendstes modernes Baudenkmal aufmerksam. Die Resonanz auf den Ideenwettbewerb DEMOCRATIC UMBRELLA war noch höher als erwartet: Zum Ablauf der Abgabefrist am 15. Februar 2019 sind 53 Einreichungen aus aller Welt fristgerecht eingegangen. Die Teilnehmer – neben etablierten Architekten, jungen Architekturbüros, Architektur-Absolventen und Studierenden – kamen nicht nur aus Deutschland und vielen europäischen Ländern, sondern auch aus Ländern wie unter anderem den USA, Russland, Malaysia, Ägypten und Uganda.
Die Bandbreite der eingereichten Arbeiten reichte von minimalinvasiven Eingriffen im Sinne eines Ausbaus des Rohbaus (Tribüne, Steg, Restaurant) über eine Möblierung (kleinteilige Module) bis hin zu Haus-im-Haus-Konzepten. Im Laufe der intensiven Jurydiskussion verfestigte sich die Position, dass die Erlebbarkeit des Schirms – die Mannheims Baubürgermeister Lothar Quast als „Fortsetzung der Parklandschaft mit anderen Mitteln“ beschreibt – auch in Zukunft die Multihalle prägen sollte.
Die Denkmalpflege plädierte dafür, die Eingriffe möglichst minimalinvasiv zu halten und die Einbauten möglichst klein zu halten. Dennoch sollte kein Denkmal entstehen, sondern ein „lebendiger Ort“ so Jurymitglied Jan Knippers.
Der Juryvorsitzende Peter Schmal formulierte, dass es darum ginge, das „Schirmartige der Halle“ herauszustellen. „Im Laufe der Auseinandersetzung mit den eingereichten 50 Arbeiten wurde deutlich, dass das Wesen einer Kathedrale der Moderne – der spektakuläre Innenraum – auch in Zukunft das Herz der Halle sein sollte“, so Jurymitglied Fritz Auer, ein Zeitgenosse von Frei Otto und Mitbegründer des Architekturbüros Auer & Weber.
Drei Erstplazierte und zwei Ankäufe
Aus den 53 eingereichten Arbeiten wurden in einer zweitägigen Jurysitzung zunächst zehn Arbeiten in die engere Wahl genommen. Aus dieser Gruppe wurden nach intensivem Austausch über die jeweiligen Qualitäten schließlich drei gleichwertige Preisträger bestimmt, die sich über ein Preisgeld in Höhe von jeweils 7.000 Euro freuen dürfen.
> Die Arbeit „Hallen Allee“, ein Gemeinschaftswerk der Architekten Guillem C. Colomer (COFO Architects) und Gabriel R. Pena (PENA architecture) aus Rotterdam, bringt nach Ansicht von Prof. Georg Vrachliotis „den Optimismus der BUGA 1975 ins 21. Jahrhundert“. Sie zeichnet sich durch einen sehr umfassenden innen- und aussenräumlichen Ansatz aus, der die BUGA 75 programmatisch und formal in die Zukunft spiegelt.
> Die Arbeit „Kulti Multi“ der Architekten Christopher Rotman und Daniel Wilken aus Aachen beschreibt ein breites Spektrum an innovativen Möglichkeiten des Innenausbaus.
> Die Arbeit „Multimobilhalle Mannheim“ eines interdisziplinären Teams mit Till Schweizer, Daniel Gornik, Marcel Heller, Konrad Otto Zimmermann, Dr. Christina West und Malte Schweizerhof überzeugte die Jury mit großen Stärken im landschaftsplanerischen Bereich.
Über die Siegerentwürfe hinaus wurden auch zwei Ankäufe in Höhe von jeweils 1.500 Euro beschlossen:
> Die Arbeit „Plug & Play“: von Otto Closs, Lukas Bernhardt, und Peter Wichmann
> „Zurück in die Zukunft Multihalle“ von Nikolas von Schwabe
„Die Preisträger weisen unterschiedliche Qualitäten auf hohem Niveau auf, die alle eine Bereicherung für die Multihalle sind und daher kooperativ und prozessual weiterentwickelt werden sollten“, so Baubürgermeister Lothar Quast. „Es gibt also nicht den einen Gewinner des Wettbewerbs, sondern einzelne Aspekte, die zusammengeführt werden sollen“, so Quast zu den Siegern. Nun gehe es darum, mit den Preisträgern bis zur BUGA 2023 ein prozessorientiertes Nutzungskonzept zu entwickeln und dieses gegebenenfalls in einem ersten Bauabschnitt zu realisieren.
Die Arbeiten des Ideenwettbewerbs können am 30. und 31. März 2019, in der Zeit zwischen 10 und 18 Uhr im MARCHIVUM, 1. OG, besichtigt werden.
Am Mittwoch, 27. März 2019, ist die Ausstellung zwischen 10 und 20 Uhr geöffnet. Zudem findet an diesem Tag um 16.30 Uhr eine Führung mit Wulf Kramer, Wettbewerbsbetreuer des Büros Yalla Yalla, durch die Ausstellung statt.